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Automatisierung – mehr als nur Technologie

Blog für Gesellschaft und Digitalisierung

Automatisierung – mehr als nur Technologie

„Die Zukunft ist nicht das, was kommt. Die Zukunft ist das, was wir gestalten.“
Viktor Frankl

Mehr als Technik – Automatisierung als kulturelle Aufgabe

Automatisierung gleicht dem Wachsen eines Gartens: Werkzeuge und Technologie helfen, aber Wachstum entsteht durch Verständnis, Geduld und Zusammenarbeit. Dieser Beitrag richtet den Blick deshalb bewusst nicht auf Technik, sondern auf das, was daneben zählt – auf Kultur, Haltung und die Menschen, die Automatisierung gestalten. Wenn Routinetätigkeiten klug automatisiert werden, entsteht Freiraum: für Gespräche, für Beratung, für das, was menschliche Arbeit ausmacht.

Automatisierung verändert, wie wir entscheiden, zusammenarbeiten und Verantwortung verstehen. Sie ist nicht nur Effizienzprogramm, sondern Kulturentwicklung. Wenn sie gelingt, entsteht nicht nur Produktivität, sondern auch Entlastung – und Sinn.

Sie verschiebt den Fokus: von Kontrolle zu Gestaltung, von der reinen Erledigung hin zur Wirkung. Sie fordert neues Denken – ein Denken, das Mensch, Organisation und Technologie als zusammenhängendes Ganzes versteht.


Menschen beteiligen – Vertrauen als Schlüssel zur Veränderung

Wenn Mitarbeitende erleben, dass ein Bot Routinearbeit übernimmt, entsteht oft beides: Erleichterung und Skepsis. Erst wenn sie merken, dass das System sie unterstützt statt sie zu ersetzen, wächst Vertrauen.

Wir alle kennen das Gefühl, wenn Technik plötzlich für uns entscheidet. Der Unterschied liegt darin, ob wir Teil dieser Entscheidung sind. Human Friendly Automation will genau das: Teilhabe ermöglichen – damit Technologie menschlich bleibt.

Automatisierung berührt Identität. Sie verändert Aufgaben, Rollen und oft auch den Sinn der Arbeit. Deshalb entscheidet sich ihr Erfolg nicht in der Technik, sondern in der Kommunikation – in der Art, wie Menschen einbezogen, gehört und ernst genommen werden.

Drei Prinzipien sind entscheidend:

  • Mitgestalten statt betroffen sein. Mitarbeitende frühzeitig beteiligen und zu Mitautor:innen neuer Prozesse machen. Beteiligung schafft Stolz – und Stolz trägt Wandel.
  • Transparenz leben. Offen sagen, was Automatisierung leisten kann und was nicht. Klare Erwartungen nehmen Ängste, weil sichtbar wird: Nicht alles ist möglich – und das ist in Ordnung.
  • Erfolge erlebbar machen. Wenn Entlastung spürbar wird – Zeit, die frei wird, Qualität, die steigt – wandelt sich Skepsis in Energie.

Automatisierung wird so zu einem gemeinsamen Lernprozess: nicht verordnet, sondern verankert. Sie braucht Dialog, Rückkopplung und die Bereitschaft, auch Fehler als Lernmomente zu verstehen.


Human Friendly Automation – das Beispiel der Bundesagentur für Arbeit

„Mehr als 70 Prozent der IT-Projekte scheitern daran, dass der Faktor Mensch zu spät berücksichtigt wird. Automatisierung gelingt nur, wenn wir sie als gesamtorganisatorische Aufgabe verstehen.“
Stefan Latuski, CIO der Bundesagentur für Arbeit

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) versteht Automatisierung genau in diesem Sinne: mehr als nur Technologie. Sie betrachtet sie als Zusammenspiel von Mensch, Kultur, Organisation und Technik – und rückt damit die gleichen Aspekte in den Mittelpunkt, die auch zuvor beschrieben wurden. Automatisierung soll entlasten, nicht verdrängen; sie soll Zusammenarbeit fördern und Organisationen lernfähig machen.

Unter dem Leitbild der Human Friendly Automation (HFA) verfolgt die BA diesen Ansatz konsequent. Dahinter steht die Überzeugung: Technologie soll Menschen stärken und befähigen, nicht sie ersetzen.

HFA versteht Automatisierung als Zusammenspiel von Mensch, Organisation und Technologie:

  • Menschlich – Automatisierung soll Routinearbeit abnehmen, damit Zeit bleibt für Beratung, Empathie und Entscheidungen.
  • Organisatorisch – Veränderung wird nicht delegiert, sondern in interdisziplinären Teams gestaltet.
  • Technologisch – Systeme werden nutzerorientiert entwickelt, getestet und fortlaufend verbessert.

In der Praxis bedeutet das, dass neue Prozesse und KI-Anwendungen in enger Abstimmung mit den Fachbereichen entworfen werden. Mitarbeitende sind von Beginn an beteiligt; Feedback-Schleifen sind Teil des Projekts, nicht Nachgedanke. Die BA lernt dadurch iterativ, was funktioniert – und was angepasst werden muss.

Human Friendly Automation ist damit keine Worthülse, sondern Organisationsstrategie. Es geht um den Erhalt sinnvoller Arbeit in einer digitalisierten Behörde – um Sinn, Kompetenz und Wirksamkeit in einer Zeit, in der viele Prozesse lernende Systeme werden.

So entsteht eine neue Kultur des Arbeitens: Technik als Partnerin, nicht als Ersatz. Automatisierung, die den Menschen stärkt, weil sie ihm Verantwortung zurückgibt – nicht, weil sie sie ihm abnimmt.


Automatisierung als gemeinsame Aufgabe

Automatisierung gelingt dort, wo sie gemeinsam gedacht wird – zwischen Fachlichkeit, IT, Führung und Mitarbeitenden. Sie verlangt Empathie ebenso wie Struktur, Geduld ebenso wie Tempo.

Wenn Technik auf Haltung trifft, entsteht Wirkung. Und genau das ist der Kern einer human-friendly Automation: Sie ist nicht nur die Automatisierung von Menschen, sondern auch für Menschen.

 

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