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15 Jahre eID – Es bewegt sich was. Es geht noch mehr.

Blog für Gesellschaft und Digitalisierung

15 Jahre eID – Es bewegt sich was. Es geht noch mehr.

Am 1. November 2010 startete in Deutschland mit dem neuen Personalausweis die elektronische Identität (eID) – ein Meilenstein für sichere digitale Verwaltung. Auf einer Berliner Pressekonferenz stellte Bundesinnenminister Thomas de Maizière gemeinsam mit der Bundesdruckerei und dem BSI die Online-Ausweisfunktion erstmals vor. Der Ausweis im Scheckkartenformat ermöglichte erstmals eine rechtsverbindliche digitale Authentifizierung. Unter dem Motto „Ihr Personalausweis kann mehr“ begann die Ära staatlich geprüfter digitaler Identitäten. Technisch führend, aber gesellschaftlich noch wenig verankert, markierte dieser Tag den Startpunkt eines Projekts, das 15 Jahre später europaweit neue Bedeutung gewinnt.

Die eID ist wichtig

Die eID gilt als eines der sichersten Identifikationssysteme Europas. Rund 65 Millionen Bürgerinnen und Bürger besitzen heute einen Personalausweis mit Chip, der eine starke, kryptografische Authentifizierung ermöglicht.
Ihr Nutzen reicht weit über die Verwaltung hinaus:

  • Sie kann digitale Verfahren rechtsverbindlich absichern,
  • ist Schlüsseltechnologie für Registermodernisierung und das Once-Only-Prinzip,
  • und schafft die Grundlage für das kommende EUDI-Wallet, das europaweit nutzbar sein wird.

Ergänzt durch biometrische Merkmale – etwa Gesichts- oder Fingerabdruckverifikation – lässt sich die eID künftig auch in internationalen Kontexten sicher einsetzen. Gerade bei grenzüberschreitenden Verwaltungsverfahren, Mobilität oder Migration wird die Kombination aus staatlicher Identität und Biometrie entscheidend sein, um Identitäten eindeutig zuzuordnen und Missbrauch zu verhindern.

Die Nutzung muss steigen

Trotz technischer Reife bleibt die Nutzung deutlich hinter dem Potenzial zurück.
Der eGovernment MONITOR 2025 der Initiative D2https://initiatived21.de/1 zeigt:

  • 42 % der Bevölkerung haben die eID-Funktion aktiviert,
  • nur 25 % haben sie bisher tatsächlich genutzt,

Das ist zwar ein Fortschritt gegenüber 2023 (14 % Nutzung), aber noch keine Alltagslösung. Ursachen sind eine umständliche Aktivierung, fehlende mobile Nutzungsmöglichkeiten und zu wenige sichtbare Anwendungsfälle.

Was andere Länder anders machen

In Ländern wie Dänemark (MitID, > 90 % Nutzung), Finnland (BankID, ~ 80 %) oder Estland (nahezu 100 %) ist digitale Identifikation längst selbstverständlich. Erfolgsfaktoren sind:

  • eine einheitliche digitale Identität für alle Lebensbereiche,
  • mobile, biometrisch gestützte Nutzung statt Kartenleser,
  • Vertrauen und Einfachheit als Designprinzip.

Diese Beispiele zeigen: Akzeptanz entsteht durch sichtbaren Nutzen im Alltag – und durch konsequente Integration in alle digitalen Prozesse.

Ich habe ausführlicher hier über einige Länder und ihre Erfolgsfaktoren berichtet.

EUDI-Wallet als europäische Perspektive

Das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) koordiniert die Einführung der europäischen digitalen Brieftasche („EUDI-Wallet“) in Deutschland.
Kernpunkte:

  • Die Wallet soll Bürgerinnen und Bürgern ab Ende 2026 europaweit ermöglichen, digitale Nachweise, Berechtigungen und Zertifikate sicher auf dem Smartphone zu verwalten.
  • Sie wird mit bestehenden Lösungen wie der BundID gekoppelt, um ein durchgängiges Nutzererlebnis zu schaffen.
  • Geplant ist eine biometrisch unterstützte Authentifizierung, die sowohl Komfort als auch Sicherheit erhöht – z. B. über Gesichts- oder Fingerabdruckerkennung direkt im Gerät.
  • Deutschland beteiligt sich an europäischen Piloten zur Wallet-Integration, um eine grenzüberschreitend anerkannte Identität zu schaffen, die in Verwaltung, Bildung, Reisen und Wirtschaft einsetzbar ist.

Damit wird die eID künftig Teil eines europäischen Ökosystems, das biometrisch gesicherte, interoperable Identitäten ermöglicht – ein entscheidender Schritt für digitale Souveränität und internationale Nutzbarkeit.

Strategische Empfehlungen

Es gibt viele Verbände und Organisationen die strategische Forderungen zur eID formulieren. Beispielhaft sei hier die GVG genannt. Das Forum Digitalisierung der Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung e. V. (GVG) fordert in seinem Papier zur digitalen Identität eine Gesamtstrategie:

  • Einheitliche Identitätsarchitektur statt isolierter Einzellösungen,
  • Interoperabilität zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Europa,
  • Benutzerfreundlichkeit und mobile Verfügbarkeit als Kernanforderungen,
  • und die Einbettung biometrischer Verfahren als vertrauensbildendes Element.

Die GVG mahnt zu Recht: Es genügt nicht, digitale Identitäten anzubieten – sie müssen einfach, sicher und sichtbar nutzbar sein.

Die eID ist wichtig und zu unterstützen, aber ist durch die Politik in den letzten 15 Jahren nur am Rande unterstützt worden. Mit der Initiative des BMDS das EUDI-Wallet zu fördern entsteht die Chance, aus 15 Jahren Erfahrung ein funktionierendes europäisches Identitäts-Ökosystem zu formen.
Wenn Deutschland nun die Standardisierung, Nutzerfreundlichkeit und biometrische Sicherheit verbindet, kann die eID vom unterschätzten Tool zur tragenden Infrastruktur werden – für Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft.

 

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